Ein halbes Jahr in Victoria: Mein Austausch-Abenteuer
Artikel - Ein halbes Jahr in Victoria: Mein Austausch-Abenteuer

Nach langer Vorbereitung war es am 27. Januar 2024 endlich so weit. Ich traf mich früh morgens mit drei weiteren AustauschschülerInnen von INTO am Flughafen Zürich. Es fiel mir unglaublich schwer, Abschied zu nehmen, jedoch war der Schmerz auch mit viel Vorfreude gemischt, und nachdem wir ein letztes Mal zurückgeschaut hatten, war es endlich Realität. Mein Austauschsemester hatte offiziell begonnen.
Unser erster Flug ging nach London, und nach einiger Wartezeit sassen wir schon im Flieger nach Kanada. Wir hatten noch einen weiteren Zwischenstopp in Vancouver, und schlussendlich kamen wir nach dem letzten 15-minütigen Flug in Victoria auf Vancouver Island an. Es war bereits spät abends, und ich war unglaublich aufgeregt, endlich meine Gastfamilie (eine 38-jährige Gastmutter und ihren Hund Albert) zu treffen. Diese erwartete mich schon am Flughafen, und dann ging es direkt in mein neues Zuhause. Ihre Wohnung lag sehr gut gelegen, nur etwa 15 Minuten zu Fuss von Downtown entfernt.
Bevor die Schule richtig losging, hatte ich noch zwei Orientation Days, die von der Partnerorganisation organisiert wurden. Dort wurden uns viele Dinge erklärt, die Schule gezeigt, und wir hatten schon Gelegenheit, viele andere Austauschschüler:innen kennenzulernen. Ich bin das halbe Jahr an die Reynolds Secondary School gegangen, die ca. 35 Minuten mit dem Bus entfernt lag. Wir hatten Montag bis Donnerstag von 8.40 bis 15.05 Uhr Schule und freitags von 8.40 bis 13.45 Uhr. Die Stunden waren jeweils in vier Blöcke aufgeteilt.


Da es viele Sportteams direkt an der Schule gab, nutzte ich die Gelegenheit und probierte einige neue Sachen aus. Zum Beispiel war ich eine Zeit lang im Rugby-Team, ich spielte im Badminton-Club, die letzten zwei Monate war ich im Volleyball-Club, und an den Wochenenden ging ich zum Rudern.
Das Schöne an Victoria ist, dass man sehr viele Busverbindungen hat, mit denen man sehr unabhängig sein kann. Meine Gastmutter hat nicht viel mit mir unternommen, aber stattdessen war ich sehr viel mit meinen Freunden unterwegs. Entweder zum Shoppen oder Abhängen in Downtown, an einem der vielen Strände oder in der Natur, wenn man etwas aus der Stadt herausfährt. Vor allem im Sommer kann man eigentlich immer an irgendwelchen Seen oder am Meer eine sehr schöne Zeit verbringen. An manchen Wochenenden sind wir sogar in kleinen Gruppen nach Vancouver gefahren. Zuerst hat man eine wunderschöne Fährenfahrt früh morgens, und dann kann man einen ganzen Tag die Stadt erkunden, die deutlich grösser ist als Victoria selbst.
Eines meiner liebsten Highlights meiner Zeit in Kanada waren die Trips, die für Austauschschüler:innen angeboten wurden. Während der Frühlingsferien bin ich für vier Tage mit einem Reisebus und vielen anderen quer durch die Rocky Mountains gereist. Dabei haben wir verschiedene Städte besucht, und ich habe viele tolle Menschen kennengelernt. Und auch wenn es viel Zeit war, die wir im Bus verbracht haben, haben wir unglaublich viel Natur kennengelernt, die British Columbia ausmacht.
Bei einem weiteren Ausflug bin ich mit einigen Freunden zum Whale Watching gefahren. Dabei hatte ich das Glück, zum ersten Mal Orcas zu sehen. Das war ein grosser Traum, der für mich in Erfüllung ging. Zwar kann man laut einigen Locals manchmal auch vom Festland Orcas beobachten, jedoch habe ich nie welche gesehen. Auch die Fahrt mit dem Boot zwischen den vielen kleinen Inseln war unglaublich schön.
Ich hatte das Glück, noch an einem dritten Trip teilnehmen zu dürfen. Das war eine dreitägige Tour nach Tofino, einer kleinen Stadt nördlich von Victoria. Die Fahrt führte uns durch die weiten Wälder Vancouver Islands und entlang der Westküste der Insel. Leider hatten wir drei sehr regnerische Tage erwischt, was das Campen teilweise ziemlich ungemütlich machte. Dennoch liessen wir uns nicht unterkriegen, und es war noch einmal eine schöne Erfahrung mit vielen lieben Menschen.
Alles in allem hatte ich eine unvergessliche Zeit mit Menschen, die für immer in meinem Herzen bleiben. Das Wichtigste ist, offen für alles zu sein und sich überraschen zu lassen, denn schlussendlich wird jede/r eine einzigartige Zeit haben. Dabei gehört es dazu, viele Höhen aber auch Tiefen zu haben und zu lernen, damit umzugehen. Es wird auch jeder mit anderen Dingen Schwierigkeiten haben, welche jedoch einen wichtigen Teil der Erfahrung ausmachen. Aber ich kann es jedem empfehlen, der/die gerne aus seiner/ihrer Komfortzone kommen will und bereit ist, seine/ihre Grenzen kennenzulernen.

