Ein Austausch in zwei verschiedenen Familien
Artikel - Ein Austausch in zwei verschiedenen Familien
Liebe Leser:innen
Vor einem Jahr startete ich mein Abenteuer, in einem anderen Land, in einem anderen Kontinenten mit einer anderen Kultur und einer anderen Familie.
Als ich eine Woche vor meinem Abflug die Familienzuteilung zugeschickt bekam, war ich überglücklich. Wir nahmen sofort Kontakt mit ihr auf und sie waren mir sehr sympathisch. Mir wurden meine zukünftigen vier Gastgeschwister vorgestellt, dabei handelte es sich um drei grosse Brüder und eine kleine Schwester. An meinem Abflugstag fuhr ich mit meinen Eltern um sechs Uhr früh an den Flughafen. Beim Abschied wurde mir klar, dass ich erstmals auf mich alleine gestellt sein werde, aber mit meiner Vorfreute verflog die Trauer schnell. Ich musste in Madrid umsteigen, und dort traf ich noch zwei andere Austauschschülerinnen, eine Deutsche und eine Finnin.
Als wir in Costa Rica ankamen, wurden wir von unserer Organisation am Flughafen abgeholt und in eine Jugendherberge in der Nähe gebracht, wo wir mit weiteren Austauschschülerinnen und -schüler zwei Tage verbracht haben um uns kennenzulernen sowie über die Regeln und das Land zu sprechen.
Als das Camp zu Ende ging, holten unsere Gasteltern uns dort ab. Die Heimfahrt war ziemlich lange, da ich eher auf dem Land gewohnt habe (San Carlos). Nach 3 Stunden kamen wir endlich an, es war schon dunkel, da die Sonne dort immer um 6 Uhr untergeht. Meine Gastgeschwister erwarteten mich schon im dekorierten Haus. Es fühlte sich zuerst sehr komisch an, aber man gewöhnt sich sehr schnell an sein neues Umfeld.
Am Anfang war es sehr schwer, den Konversationen zu verfolgen, aber trotzdem versuchten wir so gut wie es ging, uns zu unterhalten. Zum Glück verstand ich mich sehr gut mit allen Gastgeschwister und alle waren sehr offen mit mir und haben mich gut aufgenommen. Auch den ersten Schultag habe ich sehr gut überstanden. Die Leute dort sind allgemein sehr viel offener und neugieriger, also ging es nicht lange und ich wurde von allen ausgefragt.
Unter der Woche hatte ich immer Unterricht bis um zwei Uhr und danach ging ich nach Hause. An drei Abenden besuchte ich einen Tanzkurs mit meiner kleinen Gastschwester. Am Wochenende machten wir Ausflüge oder blieben mit der Familie zuhause und am Sonntag frühstückten wir immer zusammen als Familie und gingen danach in die Kirche. In Costa Rica sind die Familien sehr vereint und ihnen ist es sehr wichtig, Zeit zusammen zu verbringen. Nach einem Monat ging das Verstehen schon viel besser und nach drei Monaten fiel mir das Verstehen wie auch das Reden eindeutig einfacher.
Nach einem halben Jahr fasste ich die Entscheidung und wechselte die Familie und ich muss ehrlich sagen, dass dies die beste Entscheidung war. Vielleicht ist dies nicht die Erwartung die man von seinem Austauschjahr hat, aber schlussendlich ging es mir danach nur noch besser und ich kann mir gar nicht vorstellen, wie viele tolle Sachen ich verpasst hätte, wenn ich bei dieser Familie geblieben wäre. Ich habe die Familie so spät gewechselt, weil ich Angst gehabt habe oder mir ungewiss war, was ich machen sollte. Zudem hoffte ich, dass es besser werden wird. Der ganze Prozess hat insgesamt etwa zwei Monate gedauert und war zum Teil auch sehr anstrengend. Dies braucht viel Mut und Kraft aber danach kann man Stolz auf sich sein, dass man es durchgezogen hat.
Also kam ich zu einer neuen Familie (die ich ausgewählt habe), wechselte von einer Privat- auf eine öffentliche Schule, was ein ziemlicher Unterschied der Mitschüler war. Zum Glück lernte ich so ganz viele neue Leute kennen.
Die neue Familie ist für mich zu einer richtige Familie geworden, diese Leute sind einfach so tolle Menschen, die mich bei ihnen zuhause aufgenommen haben, mir alles gegeben haben, was ich brauchte und mich wie ihre Tochter behandelt haben. Dies war für mich eine der tollsten Erlebnisse, zu erfahren, dass es so liebevolle und selbstlose Menschen gibt. Mit ihnen habe ich das Glück gehabt, sehr viel vom Land zu sehen, wir gingen fast jedes Wochenende irgendwo hin und wenn nicht, verbrachte ich die Zeit mit meinen Gastgeschwister oder meinen Cousins, die nebenan wohnten.
Als meinen Austausch offiziell beendete, kam meine Familie und wir bereisten das Land. Sie lernten auch meine Gastfamilie kennen, mit denen sie sich in dieser Zeit sehr gut angefreundet haben.
Auch wenn ich schon immer wusste, das dieser Tag einmal kommen wird, fiel mir der Abschied sehr schwer. Aber natürlich war ich auch wieder glücklich meine Familie und Freunde zu sehen.
Es war eine wunderschöne Zeit und ich würde es wieder tun. Ich habe mich retour in der Schweiz schon ziemlich gut eingelebt. Auch wenn das Gymnasium hier sehr viel strenger ist, bin ich froh, meine Schulzeit beenden zu können.
Eure Marlene