Der amerikanische Traum in Arkansas
Artikel - Der amerikanische Traum in Arkansas
Ein Auslandsjahr in Amerika zu machen, eine Cheerleaderin an Footballgames zu sein, mit einem langen Kleid zum Prom zu gehen oder das Cap hochzuwerfen an der Graduation – Das alles hört sich an wie aus einem amerikanischen High School Film. Als ich mich 2022 für mein Auslandsjahr beworben habe, träumte ich noch von all dem…
Wie alles begann
Ich bin Mirina und habe mein Auslandsjahr 2023/2024 in Arkansas in den USA verbracht. Als ich meine Platzierung und Gastfamilie ca. 2 Monate vor Abflug erhalten habe, wusste ich nicht mal, wo sich Arkansas befindet. Voller Vorfreude, jedoch auch Ungewissheit, habe ich mich am 1. August auf den Weg nach New York gemacht. Ich bin mit fünf anderen INTO-Austauschschüler:innen geflogen, was meine Nervosität ein wenig beruhigte. Das Orientation Camp war wirklich gut von der Partnerorganisation ISE organisiert und ich lernte viele Leute aus der ganzen Welt kennen. Wir konnten durch den Times Square schlendern, die Freiheitsstatue von einem Boot aus betrachten und sogar vom Top of the Rock die Aussicht auf New York geniessen.
Ankunft bei der Gastfamilie
Dann war es bereits Zeit, nach Memphis zu fliegen und meine Gastfamilie kennenzulernen. Ich erinnere mich an meine Nervosität, als ich meine Gastfamilie zum ersten Mal gesehen habe und sie das Schild mit «Welcome to America Mirina» hochgehalten haben. Die ganze Familie hat mich gleich in die Arme geschlossen. Ich hatte eine aussergewöhnlich grosse Gastfamilie. Meine Gasteltern haben sieben Kinder adoptiert. Der Jüngste war 13 Jahre alt und die Älteste schon 30. Das Zimmer teilte ich mit meiner 15-jährigen Gastschwester. Auch wenn ich am Anfang befürchtet habe, dass dies mühsam werden könnte, wurde ich vom Gegenteil überzeugt. Ich fand sogar, dass es mir geholfen hat, da ich mich so nie einsam fühlte. Meine Gastfamilie war zudem sehr religiös, was zweimal pro Woche Kirche für mich bedeutete. Auch wenn das gar nicht meine Welt war, war es meinen Gasteltern wichtig, dass ich in die Kirche mitging. Ich hatte dort die Möglichkeit, eine neue Kultur kennenzulernen, was wirklich sehr interessant war.
Schule und Kulturunterschiede
Meine Gastmutter hatte schon vor Schulbeginn mit den Sport Coaches der Schule Kontakt aufgenommen, so dass ich gleich Cheerleading und Volleyball ausprobieren konnte. Sie hat zusätzlich ein Treffen mit Schüler:innen aus meiner High School vereinbart, damit ich am ersten Schultag schon einige Leute kannte. Jeder aus meiner Schule war sehr interessiert und wollte alles über mich wissen. Ich wurde mit Fragen überhäuft. Zum Teil bekommt man dann komische Fragen gestellt, wie zum Beispiel, ob es Hühner oder Bäume in der Schweiz gibt. Freunde finden ist während des Auslandsjahrs nicht das Einfachste. Am Anfang wollte zwar jeder mit mir befreundet sein, aber bis ich wirklich wahre Freunde gefunden habe, dauerte es schon eine Weile. Mein Tipp: Sicher nicht aufgeben!
Nach der Schule habe ich mich sehr oft mit meinen Freunden getroffen. Sie haben mir die ganze Stadt Jonesboro gezeigt und ich durfte sehr viele Fastfood und lokale Restaurants ausprobieren, die es in der Schweiz nicht gibt. Ich bin auch oft mit meinen Gastschwestern und Gastbrüdern Shoppen oder ins Kino gegangen.
Feste und Sport Teams
Ende August habe ich es dann ins Cheerleading Team geschafft, was eines meiner Träume war. Dort habe ich auch meine besten Freunde kennengelernt. Wir hatten jeden Tag Training und die ganze Football und Basketball Season hatten wir an den Abenden immer Games, wo wir cheeren durften. «Friday Nights» waren unglaublich toll und es fühlte sich an wie im Traum. Eines meiner Highlights: das Football Homecoming. Ich wurde als eine der Homecoming-Maids auserwählt und wurde mit einem langen Kleid auf einem Jeep sitzend, der ganzen Schule vorgestellt. Auch die «Dressup Days» in der Homecoming Woche waren sehr lustig. Einmal musste ich mich als Grilldad und einmal als Super Mario verkleiden.
Thanksgiving und Weihnachten waren wirklich typisch amerikanisch. Extrem viel Essen, tausende «Pies» und natürlich der typische Turkey an Thanksgiving. Die Weihnachtsstimmung war magisch. Meine Gastfamilie hatte 3 Weihnachtsbäume im Haus! Am 25. Dezember sind wir alle früh am Morgen aufgestanden und haben gemeinsam die Geschenke ausgepackt.
Als dann nach den Basketball-Staatsmeisterschaften die Cheerleading Season vorbei war, startete im Frühling die Soccer Season. Das war definitiv auch eines meiner Highlights. Obwohl ich noch nie Fussball gespielt habe, wurde ich gleich zur Stammspielerin. Wir haben zwar fast jedes Spiel verloren, aber alle im Team waren unglaublich nett und es hat sehr viel Spass gemacht.
Jeden Monat ist meine lokale Ansprechperson von der Partnerorganisation zu Besuch gekommen und hat nachgefragt, ob es mir gut geht und alles mit der Schule und Gastfamilie in Ordnung ist. Obwohl ich persönlich nie Probleme hatte, fand ich das sehr hilfreich. Auch der Kontakt mit INTO war sehr gut und ich habe immer schnell eine Antwort erhalten.
Prom-Ball, Graduation und Abschied
Im April stand dann der Prom-Ball vor der Tür. Mit meinem hellblauen Tüllkleid bin ich mit einem Freund aus der Schule zum Schooldance gegangen. Meine ganze Freundesgruppe hat dann bei einem See Fotos gemacht und anschliessend sind wir essen gegangen. Der ganze Abend war wundervoll und wir haben alle getanzt.
Der letzte grosse Anlass war die Graduation. Mit weissem oder rotem Cap und Gown ist die ganze Seniorklasse meiner Schule in der grossen Basketball Arena gesessen. Ich war unglaublich dankbar, dass ich an diesem Anlass teilnehmen konnte, obwohl ich kein echtes Diplom erhielt. Das Highlight war ganz klar der Moment, als wir alle unsere Hüte in die Luft werfen konnten. Es war der perfekte Abschluss des Schuljahres.
Nach meiner Goodbye Party hiess es für mich dann Abschied zu nehmen. Es war sehr traurig, als ich am Flughafen war und ich konnte meine Tränen nicht zurückhalten. Meine ganze Gastfamilie hat mich ein letztes Mal umarmt und dann musste ich schon durch die Sicherheitskontrolle. Dieses Jahr wird für immer in meinen Erinnerungen bleiben und ich hoffe, bald Besuch von meinen amerikanischen Freunden oder meiner Gastfamilie zu erhalten.