Michelle in McAllen

The bigger the better!

Freunde fragten mich wohin meine Reise hingehen würde. Als sie meine Antwort gehört haben kam sofort der Kommentar: "Da sind doch die ganzen Cowboys, oder nicht?" Ich erhielt meine E-mail Ende der Sommerferien. Als ich endlich Antworten hatte auf all meine Fragen, war ich überwältigt. Es ging nach Texas, McAllen, welches etwa zehn Minuten von der mexikanischen Grenze entfernt war. Meine Familie sollte im wahrsten Sinne des Wortes aus einer Fußballmannschaft bestehen: Meinem Hostdad und Hostmom, fünf Gastbrüder (3, 7, 11, 13 und 15 Jahre alt), sowie auch zwei Gastschwestern (5 und 12 Jahre alt) und zwei Hunden. Es stellte sich zudem ein sechster Gastbruder heraus (20 Jahre alt), welcher ein ehemaliger Austauschschüler aus Venezuela war und nun zurückkehrte, um auf ein College zu gehen.

Ich konnte es kaum erwarten mein Auslandsjahr zu beginnen, denn für mich war diese E-Mail der Start in eine unvergessliche Zeit. Alles fing damit an, dass ich schon immer ein ,,Fan” der USA war. Als ich mich letztendlich entschieden habe meinen Traum zu leben, mussten meine Eltern ganz schön schlucken. Jedoch halfen sie mir meinen Traum in die Wirklichkeit umzusetzen. Es ging also zuerst zum Interview und ein paar Wochen später zum Vorbereitungsseminar, welches mir sehr weitergeholfen hatte, denn es führte mir vor Augen, dass es jetzt losging. Ein Wochenende verbringen, wo man niemanden kannte, war für mich als schüchterne Person ungewohnt. Aber so sollte es wohl auch weitergehen im Ausland, also Augen zu und durch. Ich hatte jede Menge Spaß, alle meine Sorgen wurden größtenteils beseitig und ich lernte viele neue Leute kennen, die die gleiche Erfahrung machten, wie ich.

Nach einer Abschiedsparty von meiner Familie und Freunden konnte es nun endlich losgehen. Am 16. August ging der Flieger. Meine engsten Freunde überraschten mich am Flughafen für ein letztes ,,Goodbye” und auch der Abschied von meinen Eltern und meinem Bruder verlief tränenreich. Angekommen im Flieger, hatte ich enormes Glück mit meinen engsten Freunden vom Vorbereitungsseminar zu fliegen, somit vergingen die acht Stunden wie im Flug. In New York City angekommen konnte man feststellen, dass alle Augen glitzerten bei dem Anblick der Skyline. Fünf unvergessliche Tage voller Spaß und lustiger Geschichten, an die ich immer wieder gerne zurück denke und sie mir ein Lächeln bereiten. Von New York nach Houston und von Houston weiter runter nach McAllen, war ich nun auf mich allein gestellt. Alles verlief mehr oder weniger nach Plan, sodass ich am Ende an mein Ziel gelangte.

Ich wurde herzlich von meiner neuen Familie empfangen. Und das Chaos sollte schon am ersten Tag losgehen und ich stellte schnell fest, dass die Familie zu mir passte, wie die Faust aufs Auge. Dieses Chaos sorgte immer für Spaß, sodass es nie langweilig wurde. Ich muss zugeben, dass meine Englischkenntnisse zu Beginn miserabel waren und dies sorgte auch für lustige Erinnerungen. Meine Gastschwester (12 Jahre alt) teilte ihr Zimmer mit mir, was zum Teil nervig war, jedoch auch schöne Seiten hatte, denn wir wuchsen zusammen und sie sah zu mir auf. Alle Familienmitglieder waren sportlich aktiv und da in der Familie alles zusammen gemacht wurde, freute ich mich jedes mal wieder zehn Fans mehr zu haben, die mich bei meinem Fußballspiel anfeuerten und unterstützten - mit Postern, Jubel und allem, was dazu gehörte. Aber nicht nur Fußball, jeder Sport war in unserer Familie vorhanden: Football, Softball, Baseball, Volleyball, Basketball und sogar bei den Ice Hockey Turnieren haben wir uns für zehn Stunden zu elf Mann in einen Minivan gequetscht.

Es ist ein unglaubliches Gefühl ein Teil von etwas Neuem zu sein. Die Highschool war einfach eine tolle Erfahrung, sei es das Schulsystem oder die Footballspiele. Es war immer der ,,school spirit” vorhanden. Am Anfang war es sehr hart mich einzugewöhnen, da ich ständig meine Räume nicht fand oder Kommunikationsprobleme hatte. Jedoch war ich als Austauschschülerin sehr interessant für meine Mitschülern, somit fand ich schnell neue Freunde und auch das Beitreten in die Fußballmannschaft hat sehr zusammengeschweißt. Ich habe viel Zeit mit meinen Freunden und Familie verbracht und neue Erfahrung gesammelt, wie Halloween, Thanksgiving, Weihnachten, Springbreak am Strand oder Prom.

Jeden Abend musste ich mit meinem Gastbruder aus Venezuela mit den Hunden gehen und am ersten Abend hat er mir geraten jede Sekunde von meinem Aufenthalt zu genießen, denn von jetzt an, würde die Zeit nur so rennen. Und so war es letztendlich auch. Das Jahr ging unglaublich schnell vorbei. Der Abschied fiel mir sehr schwer. Es war mir jedoch klar, dass dies kein ,,Goodbye” werden würde, sondern ein ,,see you later”. Daheim angekommen erwarteten mich meine Familie und Freunde sehnsüchtig. Wieder zurück im meinem Alltag, denke ich gerne an mein Auslandsjahr zurück, denn für mich besteht nun eine Verbindung zwischen drei verschieden Ländern (USA, Venezuela und Deutschland). Ich habe viel gelernt und jede Menge Erfahrung gesammelt. Ich blicke auf Dinge anders, als zuvor. Ich vermisse meine Familie sehr und Pläne für ein Wiedersehen werden bereits geschmiedet.