Lena-Marie auf Vancouver Island

Ein halbes Jahr in Kanada

Nachdem ich über ein Jahr darauf hin gefiebert hatte, hatte das lange Warten nun endlich ein Ende, und ich befand mich am Flughafen in Zürich. Nach einem schweren Abschied von meiner Familie und Freunden, konnte ich dann am Gate vor Vorfreude kaum mehr stillsitzen. Ich konnte es immer noch nicht realisieren, dass ich nun tatsächlich ein halbes Jahr auf Vancouver Island verbringen würde.

Ich flog gemeinsam mit einem anderen Mädchen, welches ich bereits vorher am Vorbereitungsseminar kennengelernt hatte. So unterhielten wir uns ein bisschen und der lange Flug nach Vancouver ging schneller vorbei. Angekommen in Vancouver folgte dann nur noch der 15-minütige Flug nach Victoria. Dort war es dann soweit und ich traf meine Gastfamilie, mit der ich bereits per Mail Kontakt hatte, zum ersten Mal.

Ich wohnte ca. 20 Minuten Fussweg vom Stadtzentrum in Victoria entfernt und nur 200 Meter von meiner Schule, der Victoria High School, entfernt. So war ich extrem flexibel und konnte auch mit der nahgelegenen Busstation andere Seiten der Stadt erkundigen. Victoria ist die Hauptstadt von British Columbia und befindet sich ganz im Süden Vancouver Island’s. Aufgrund seiner malerischen Küste und Stränden, sowie dem Regierungsgebäude und dem milden Klima zieht Victoria jedes Jahr viele Touristen an. Zurecht, den Victoria hat viel zu bieten: Im Sommer ging ich mit meinen Freunden oft an einen nahgelegenen Badesee und manchmal trauten wir uns auch in den erfrischenden Atlantik. Mit meiner Gastfamilie ging ich Kayak fahren, wandern und gemeinsam erkundigten wir auch die vielen kleinen Inseln, die vor Victoria liegen. Mit dem Hund meiner Gastfamilie ging ich auch auf Abendspaziergänge zum Strand, wo man wunderschöne Sonnenuntergänge sowie eine herrliche Aussicht auf die Olympic Mountains hatte.

Die ersten zwei Schultage waren sogenannte «Orientation Days». Dort hatte ich die Chance, andere Austauschschüler kennenzulernen. Wir erfuhren viele nützliche Informationen betreffend unseren Aufenthalt und bekamen sogar eine Stadtrundfahrt in den klassischen gelben Schulbussen.

Dann am ersten richtigen Schultag erhielt ich meinen Stundenplan. Das Schulhaus mit seinen ganzen Treppen und Gängen war anfangs sehr verwirrend, doch dank der Offenheit und Hilfsbereitschaft der anderen SchülerInnen wurde die Vic High bald zu meinem zweiten zu Hause.

Ich fand schnell Anschluss in allen meinen Klassen und konnte so auch immer mehr Freundschaften knüpfen. Insbesondere im Fussballteam, in welchem ich von März-Mai spielte, fand ich viele Freunde. Wir trainierten jeweils montags und mittwochs nach der Schule und hatten dann jeweils donnerstags Spiele gegen andere Teams. So hatte ich immer viel zu tun und die Zeit verging wie im Flug. Auf einmal waren dann schon die Frühlingsferien da. In den Frühlingsferien hatte ich die Möglichkeit, an zwei unvergesslichen Trips mit anderen Austauschschülern teilzunehmen. In der ersten Woche ging ich für 3 Tage nach Whistler, wo ich in dem riesigen Skigebiet skifahren konnte. Obwohl es schon fast April war, war der Schnee noch super, und ich hatte viel Spass im grössten Skigebiet Nordamerikas mit meinen Freunden skizufahren.

Dann, als ich wieder zurückkam, besuchte ich gemeinsam mit ein paar Freunden Vancouver. Wir standen früh auf, um die erste Fähre nach Vancouver zu erwischen. Das frühe Aufstehen hat sich gelohnt, denn so hatten wir den ganzen Tag Zeit, um Vancouver zu erkundigen. Vancouver; eine Metropole direkt an den Weiten des Pazifiks und trotzdem so nah zu den schneebedeckten Bergen-Auf jeden Fall eine Stadt, die für jeden etwas hat. Auf der Fährfahrt nach Hause folgte dann noch ein weiteres Highlight. Ein Schwarm von Orcas schwamm an unserem Schiff vorbei. So verbrachten wir die meiste Zeit, der rund 1.5 stündigen Überfahrt, auf dem Aussendeck der grossen Fähre.

Anschliessend in der zweiten Woche fuhr ich für 5 Tage in die Rocky Mountains. Die lange Busfahrt, vor der ich Respekt hatte, verging wie im Flug. Unsere Guides hatten verschiedene Aktivitäten organisiert, und schnell waren wir wie eine grosse Familie. Es war ein unbeschreibliches Gefühl, Freundschaften mit Leuten aus aller Welt zu schliessen. Wir erstellten Musik Playlists und jedes Land durfte 2 Songs hinzufügen. So hörten wir die ganze Zeit Musik und mindestens jemand sang immer mit! Unser 1. Stopp war in Revelstoke, wo wir eine Nacht übernachteten. Dann am nächsten Tag fuhren wir durch vier atemberaubend schöne Nationalparks bis nach Banff. Unterwegs hielten wir an dem berühmten Lake Louise an, auf dem wir zu gefrorenen Wasserfällen liefen. Dann erkundigten wir die lebhaften Strassen von Banff und gingen gemeinsam Abendessen. Am nächsten Tag ging ich ins weltberühmte Ski Resort von Lake Louise skifahren. Nicht nur die Pisten waren super, sondern auch das 365° Panorama war einfach bezaubernd.

Nach 4 aufregenden Tagen in den beeindruckenden Rocky Mountains schliefen die meisten von uns auf der Rückfahrt. Auf der Fähre zurück nach Victoria dann noch ein perfekter Abschluss; wir konnten einen schönen Sonnenuntergang mit der Skyline von Vancouver im Hintergrund betrachten.

Nach den Frühlingsferien raste die Zeit, wenn überhaupt möglich, noch viel schneller. Ich hatte gar keine Zeit, um richtig Heimweh zu haben und trotzdem war mir der Kontakt zu meiner Familie wichtig. So telefonierten wir meistens an den Wochenenden und ich berichtete ihnen, was ich alles so erlebt hatte.

Unter der Woche war ich mit meinem Fussballteam oder meinen Freunden unterwegs, und an den Wochenenden unternahm ich Ausflüge mit meiner Gastfamilie. Meine Gastschwestern und ich verstanden uns sehr gut und Filmabende mit selbstgemachtem Popcorn waren so auch nicht selten.

An Ostern besuchte ich gemeinsam mit meiner Gastfamilie den berühmten Butcharts Garden. Anschliessend kamen die Grosseltern auf Besuch, und wir hatten ein klassisches Turkey-dinner.

Es wurde immer sommerlicher und so wurden auch Besuche am See mit meinen Freunden immer häufiger. Nun war es auch abends immer länger warm und hell und mehr und mehr Festivals fanden in Victoria statt. Live Bands die am Hafen spielten sowie der Victoria Day mitsamt grosser Parade und dem Scotish & Celtic Festival sind nur einige davon.

Und dann auf einmal war er schon da, mein letzter Schultag an der Victoria High School. Am Morgen fand ein Celebration Assembly statt, an dem ich mit meinem Fussballteam sogar noch geehrt wurde. Anschliessend fand draussen ein Barbecue statt, bei dem jeweils auch die Jahrbücher signiert werden. Das Jahrbuch, welches ich von meiner Schule erhalten habe, ist ein sehr schönes Andenken an meine Freude und ganz allgemein an die Vic High. Nach dem viele meiner Freunde mein Jahrbuch unterschrieben hatten, hiess es leider auch Abschied nehmen. Es war das letzte Mal, dass ich viele meiner Freunde sah. Dann am Abend übernachtete noch meine beste Freundin bei mir, bevor ich mich auch von ihr verabschieden musste. Die restlichen Tage wollte ich noch mit meiner Gastfamilie verbringen. So ging ich mit meiner Gastschwester an den Strand picknicken und wir kochten gemeinsam ein letztes Abendessen.

Am nächsten Morgen fuhr mich dann mein Gastvater an den Flughafen. Meine Gastschwester kam auch mit, was mich sehr freute aber auch den Abschied noch viel schwerer machte. Meine Zeit in Kanada war perfekt, und wenn ich könnte, würde ich es gleich nochmal machen!

 


Lena-Marie