Sari in Fairmont Hot Springs

Ein Auslandssemester inmitten der Rocky Mountains

Knapp 10 Monate lang konnte ich es kaum erwarten, meinen Koffer endlich zu schliessen und mich auf den Weg zum Flughafen zu machen. Doch als dann mein Abreisedatum tatsächlich vor der Tür stand, übernahmen mich Gefühle wie Unsicherheit, Verzweiflung und Traurigkeit. Noch nie musste ich mich von meiner Familie oder von Freunden für eine so lange Zeit verabschieden. Überfordert und verwirrt betrat ich also früh morgens am 26.08.2021 den Flughafen Zürich und wusste, nun gibt es kein Zurück mehr. In diesem Moment wurden die negativen Gefühle stets weniger und die Vorfreude riesig. Der Flug war lang, aber mit den zwei anderen Schweizer Austauschschülern, die auch nach Kanada reisten, war es mir nie langweilig.

Am 27.08.2021 landete der Flieger am Rocky Mountain international Airport in Cranbrook, BC, und die Wege von den beiden anderen und mir trennten sich nun.

Nach einer einstündigen Autofahrt erreichte ich endlich mein neues zu Hause in Fairmont Hot Springs. Fairmont ist ein kleines Dorf direkt am Waldrand und liegt im Tal zwischen zwei Bergketten (den Rocky Mountains und Purcell Mountains). Meine Gastmutter war bei meiner Ankunft noch an einer Hochzeit, weshalb mich ihre Mitbewohnerin herzlich empfing. Sie zeigte mir die Umgebung während eines ausgiebigen Spaziergangs mit dem Hund «Seven». In den darauffolgenden Tagen schlief ich meinen Jetlag aus und lernte endlich meine liebe Gastmutter kennen. Da die Highschool erst zwei Wochen nach meiner Anreise startete, verbrachte ich viel Zeit draussen und erkundete die Wanderwege mit Seven.

Meine Highschool (David Thompson Secondary School) befindet sich in Invermere. Diese Stadt liegt. ca. 25 Minuten mit dem Auto von Fairmont entfernt, weshalb ich jeden Morgen den klassischen gelben Schulbus nehmen durfte.

Der erste Schultag war sehr aufregend. Da die Kanadier und vor allem die Lehrer sehr freundlich und hilfsbereit waren, verflog die Nervosität aber schnell. Ich besuchte die Fächer: Psychologie, Geografie, kreatives Schreiben und Outdoor Education. Vor allem Outdoor Education entpuppte sich schnell als mein Lieblingsfach. Einerseits war die Klasse super und andererseits unternahmen wir sehr viel: Mountainbiking, Wandern, Fischen, Outdoorcooking, Feuerchallenges usw. Mit der Austauschorganisation in Kanada nahmen alle Austauschschüler (wir waren ca. 25) an monatlichen Aktivitäten teil. Dies konnte beispielsweise River Raften oder einen Ausflug in eine andere Stadt sein. Wir Austauschschüler verstanden uns untereinander alle sehr gut, weshalb wir uns in der Freizeit auch gerne trafen. Nach ein paar Wochen entstand eine tolle Freundesgruppe aus Kanadiern und uns Austauschschülern. Ab dann war es genau wie ich es mir vorgestellt habe; wir hatten Karaoke-Abende, Übernachtungspartys, Hotdog Roastings am See, schnitzten Kürbisse für die Herbstzeit,
 ingen "Trick or Treating" an Halloween, besuchten Hockeyspiele und in der Weihnachtszeit buken wir Kekse und dekorierten Lebkuchenhäuser. Sogar die beiden Schweizer Austauschschüler, mit denen ich geflogen bin, konnte ich für einen Tag in Cranbrook (ihrer Stadt) besuchen.

Kurz vor Weihnachten hiess es dann für mich bereits wieder Abschied von allem zu nehmen. Im Nachhinein war dies um einiges schwieriger als von zu Hause zu gehen, denn ich gehe mit grosser Wahrscheinlichkeit nie wieder dorthin zurück. Meine Freunde und ich verbrachten meinen letzten Tag auf der Skipiste und meine Gastmutter plante eine kleine Abschiedsparty für mich. Der Rückflug war lang (fast 3 Tage) und Corona machte die Sache auch nicht ganz leicht (Einreisebestimmungen etc.).

Wenn ich jetzt zurückschaue, war dieser Austausch eine unglaublich tolle Erfahrung und ich bin sehr dankbar, dass ich dieses wunderschöne Land sowie die vielen tollen Menschen kennen lernen durfte. Noch immer telefoniere ich regelmässig mit meinen Freunden und wir Austauschschüler planen bereits, uns in Europa z.B in Paris wieder zu treffen.

Ich würde jedem, der die Chance hat, raten, ein Austauschaufenthalt zu machen. Auch wenn der Aufenthalt für mich eine emotionale Achterbahnfahrt war, konnte ich so viel über mich selbst lernen und war am Schluss viel dankbarer, für alles was ich zu Hause habe.

Sari