Tabea in Russiaville

Mein Traum hatte sich endlich erfüllt. Nach längerem Recherchieren nach Austauschprogrammen, hatte ich mit Into endlich die Möglichkeit bekommen, ein halbes Jahr auf eine amerikanische High School zu gehen. Am 04.08.2009 war es endlich soweit. Ich hab mich zusammen mit anderen Austauschschülern auf den Weg zum Orientation Camp in New York gemacht. Dort angekommen, sind wir in unser Hostel in Manhattan gefahren und wurden da mit weiteren Austauschschülern aus ganz Europa bekannt gemacht. In den wenigen Tagen, die wir in New York verbrachten, hatten wir volles Programm. Auf dem Zeitplan standen Orte wie der Times Square, Ground Zero, Central Park, Brooklyn Bridge sowie Gebäude wie die Freiheitsstatue oder das Rockefeller Center. Fünf Tage später war es dann soweit. Einerseits war man aufgeregt, seine Gastfamilie endlich persönlich kennen zu lernen, andererseits traurig, da man sich von den neu gewonnenen Freunden verabschieden musste.  In Indiana angekommen, wurde ich sofort in die Arme meines Gastvater uns meiner Gastschwester geschlossen. Meine vorigen Ängste waren total unbegründet. Wir haben uns auf Anhieb total gut verstanden und das Englisch Reden war auch kein Problem. Vor meiner Ankunft hatte ich bereits erfahren dass meine Gastfamilie in Russiaville wohnte, und dass diese Stadt nur um die 1000 Einwohner hatte. Was ich nicht wusste, war, dass wir eigentlich 10 Meilen außerhalb der „Stadt“ wohnten. Umgeben von Feldern und Wald kamen wir nach einer Stunde Fahrt vom Flughafen zu Hause an, und ich war beeindruckt. Meine Gastfamilie besaß ein riesiges Grundstück mit mehreren Feldern und einem Stück Wald, durch dass sogar ein kleiner Bach floss. Noch bevor ich dass Haus betreten konnte, wurde ich von Rocky, dem Boxer begrüßt, und ich hatte ihn sofort ins Herz geschlossen! Insgesamt hatte ich zwei Gastschwestern und zwei Gastbrüder, es wohnte jedoch nur eines der beiden Mädchen zu Hause. Praktischerweise befand sie sich in meinem Alter, weshalb wir uns total gut verstanden haben.  Bereits nach ein paar Tagen begann schon die Schule, wovor ich besonders Angst hatte, doch zusammen mit meiner Gastschwester war das kein Problem, da ich nicht komplett alleine war. Viele meiner Mitschüler sind auf mich zugekommen, da sie total neugierig darauf waren mit einer „Deutschen“ zu reden, und viel über mich wissen wollten. Mein Englisch wurde auch von Tag zu Tag besser, weshalb es umso mehr Spaß machte sich mit Leuten zu unterhalten, und es auch nicht schwer war dem Unterricht zu folgen. Falls doch mal ein Wort fehlte, frägt man einfach die Person vor oder hinter sich und schon war das Problem gelöst.  Was mir persönlich besonders gut gefallen hat waren die vielen Aktivitäten, die an der Schule angeboten wurden. Neben unzähligen Sportarten, gab es auch verschiedene „clubs“, wie z.B. der French oder Art Club. Diese fanden nachmittags nach der Schule statt, und man hatte dort ebenfalls die Möglichkeit neue Freunde zu finden. Am Wochenende gab es dann alle Möglichen Veranstaltungen, wie die Football- und Basketballspiele oder der Homecoming Dance.  Was total neu für mich war, war die Kirche. Ich bin nicht damit auf gewachsen und habe sie höchstens mal an Weihnachten oder an Ostern besucht. In den USA war das komplett anders. Sonntags morgens ging es erstmal zum Gottesdienst und anschließend zur Sunday School, wo man mit Gleichaltrigen zusammen ist. Mittwoch abends hatten wir dann Youth Group. Anschließend haben wir dann noch ein wenig Zeit in einem extra für uns eingerichteten Raum verbracht. Dort befand sich unter anderem ein Tischfußball, eine Tischtennisplatte, ein Billiardtisch, Tischhockey und mehrere Sofas. Soetwas habe ich in deutschen Kirchen noch nie gesehen. Nach einigen Wochen wurde ich sogar gefragt ob ich in der Youth Band mitmachen möchte, und seitdem habe ich für unsere Youth Group Gitarre gespielt. Außerdem wurden von der Kirche aus mehrere Ausflüge organisiert, wie zum Beispiel Kartfahrn, Bowling oder der Besuch eines Eishockeyspiels. Ich habe daher auch gute Freunde in der Kirche kennen gelernt, die nicht auf meine Schule gingen.  Ich habe in Amerika glücklicherweise die Möglichkeit bekommen, noch ein wenig rumzureisen, um auch andere Teile der Vereinigten Staaten kennen zu lernen. So kam es dass ich über ein verlängertes Wochenende zusammen mit meiner Gastfamilie ein paar Tage in Phoenix, Arizona verbracht habe. Dort waren wir „Horseback Riding“ in der Wüste von Arizona, und sind sogar in den Grand Canyon geklettert! Ende Oktober bin ich dann zusammen mit anderen Austauschschülern und meinem American Rep nach Chicago gefahren und habe dort ein unglaubliches Wochenende verbracht. Wir besichtigen Sachen wie die Chicago Bean und den Sears Tower.  Alles in allem hatte ich also eine unglaubliche Zeit in den USA und hatte die beste Gastfamilie die ich mir vorstellen konnte! Ich bereue es jedoch total, mich nicht für ein ganzes Jahr angemeldet zu haben. Es war eine einmalige Erfahrung für mich und hoffe, meine Gastfamilie und meine neu gewonnenen Freunde bald wieder besuchen zu können.