Julia in Washington

Wenn man ehemalige Austauschschüler fragt, was sie denn am meisten begeistert hat während ihrer Zeit im Ausland, kommen viele verschiedene Antworten. „Die Leute die ich kennengelernt habe!“, „meine Gastfamilie“ oder auch „die neuen Eindrücke und die Möglichkeit, in einem fremden Land zu leben“. Aber was kommt nach dem Austausch? Wieder in den deutschen Alltag, wehmütiges Zurückdenken und ab und zu ein Besuch in der alten Umgebung? War es das denn jetzt schon? Nach mittlerweile gut 5 Jahren wieder in meiner Heimat Deutschland kann ich ein erstes Resumée ziehen  - und stelle fest, dass mich die Zeit im Ausland doch nachhaltiger beeinflusst hat, als ich im ersten Moment dachte. Ziemlich offensichtlich ist es natürlich bei der Sprache. Wo ich vorher Hemmungen hatte, die fremde Sprache zu sprechen, fühlte es sich jetzt natürlich an. Während der Oberstufenzeit und auch dem Studium kam mir das zugute, denn gerade bei Einstellungstests und anderen Gelegenheiten, in denen das Sprachvermögen geprüft wird, ist ein natürlicher Umgang mit einer anderen Fremdsprache oft wichtiger als Fachvokabular und perfekte Grammatik. Am allermeisten habe ich die Veränderung gespürt, wenn es darum ging, sich einfach „zu trauen“. Über den eigenen Schatten springen – das ist eine Disziplin, in der jeder Austauschschüler später unschlagbar ist. Fremde Leute ansprechen? Kein Problem! Vorträge halten oder vor einer Gruppe frei sprechen? Immer noch aufregend und nicht alltäglich, aber zumindest habe ich mittlerweile Übung darin. Die Entwicklung, die einige der Austauschschüler während ihres Aufenthaltes durchmachen, ist wirklich erstaunlich. Nicht umsonst werden regelmäßig „selbständiger werden“  oder „Selbstbewusstsein aufbauen“ als Gründe für ein halbes oder ganzes Jahr im Ausland angegeben.Mittlerweile ist eine gewisse Zeit im Ausland schon fast ein „Muss“ in bestimmten Branchen geworden. Viel gelassener kann man dann während des Studiums an diese Sache rangehen, wenn man schon in der Schule diesen Schritt gewagt hat. Wer weiß, vielleicht zieht es einen dann auch noch in eine exotischere Region? „Und was jetzt?“ – Nach der Rückkehr fällt es vielen „Returnees“ schwer, eine Verbindung zwischen ihren Erfahrungen im Ausland und ihrer gewohnten Umgebung zu finden. Bemerkenswert finde ich daher die Angebote von into an ihre ehemaligen Austauschschüler. Wenn man  daran Interesse hat, kann man die Fähigkeiten, die man während der Zeit im Ausland erworben hat, jetzt noch weiter ausbauen. Egal ob auf Vorbereitungsseminaren, auf Jugendbildungsmessen oder als Flugbegleiter, die Möglichkeiten sind vielfältig. Besonders schön ist es natürlich, dass man durch Mitarbeit auf einen Rückflug (zum Beispiel um seine Gastfamilie zu besuchen) hinarbeiten kann. Nicht zuletzt habe ich gerade nach meinem Austausch viele Menschen kennengelernt, die zu einem wichtigen Teil in meinem Leben geworden sind. Nicht nur bei diversen into-Veranstaltungen findet man Leute mit dem gleichen „Background“. Ohne den Austausch wäre ich ganz bestimmt weniger offen gegenüber neuen Situationen, die einem vielleicht erst einmal Angst machen. Zu einem „neuen“ Menschen hat mich meine Zeit im Ausland sicher nicht gemacht. Aber zu einem vielfältigeren. Und diese Veränderung behält man bei sich – selbst wenn der Austausch vorbei ist und man ab und zu schon Fotos zu Hilfe nehmen muss, um sich an die „gute alte Zeit“ zu erinnern.